Zuzanna Czebatul

1986

Reisestipendium der Hessischen Kulturstiftung 2019/2020:
New York

Eigentlich wollte Zuzanna Czebatul 2020 nach New York reisen, um der Geschichte der General Society of Tradesmen and Mechanics, einer alten und von Männern dominierten Steinmetzzunft nachzuspüren, doch COVID-19 stellte alles auf den Kopf. Nun tritt sie ihre Reise an, sobald die Reisebeschränkungen aufgehoben werden.

Zuzanna Czebatul ist Bildhauerin, sie interessiert sich für die Durchbrechung von Grenzen jeglicher Art. Das können tradierte Sehgewohnheiten in der Kunst sein, Rollenzuschreibungen zwischen den Geschlechtern oder vermeintlich eindeutige Herrschaftssysteme. Ihre bildgewaltigen und nicht selten monumentalen Skulpturen sind von einer berauschenden materiellen Vielfalt gekennzeichnet, die von Plüsch über PVC bis hin zu Beton oder Stahl reicht. Weder ein bestimmtes Material noch ein Thema sind für Czebatul wertvoller als ein anderes, und sie vergleicht das mit Menschen und Freundschaften: Den einen mag man, weil er ruhig ist, den anderen, weil er so lebhaft ist.

Die Familie der Künstlerin beschloss 1991, aus einem postkommunistischen Polen ins soeben wiedervereinigte Deutschland auszuwandern. Die Erfahrungen, die dieser Sprung zwischen den Welten mit sich brachte, sind die Grundlage für viele von Czebatuls Arbeiten, die häufig als politisch zu bezeichnen sind.

Es geht ihr in ihrer künstlerischen Praxis jedoch nie um eine Anklage, sondern um die Sichtbarmachung eines Themas. Ihre Werke haben mehrere Ebenen, wie der Teppich Des Wahnsinns Schöne Kinder. Mit ihm spielt sie auf kulturimmanente Aspekte der zeitgenössischen Kunstproduktion an, die von postkolonialen Theorien über Fragen zu Nationalitäten bis hin zur Selbstdarstellung von Künstlerinnen und Künstlern in sozialen Netzwerken reichen. Das von Martin Schongauer 1470 in einem Kupferstich verwendete Motiv des heiligen Antonius, der von Dämonen umringt ist, wird bei Czebatul zum Sinnbild der Ambiguität unserer egobasierten Zeit. Sind wir die Dämonen, oder sind die Dämonen die parasitären Strukturen, die an uns haften?

Internetseite von Zuzanna Czebatul
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